Wiener Zeitung vom 11.07.2020
(c) Foto: Bernadette Krassay
Wie versprochen darf ich hier nun den aktuellen Artikel der Wiener Zeitung vom 10.07.2020 zur aktuellen Situation der Sexarbeit in Österreich teilen. Als VertreterInnen von Sexworker.at haben Christian Knappik und ich einen Tag mit der engagierten Journalistin Bernadette Krassay verbracht. Neben ausführlichen Gesprächen zwischen uns und mit den Betreibern von Maxim und Erotikstudio Margareten blieb auch noch Zeit für eine Exkursion an geschichtsträchtige Orte der Wiener Sexarbeit und an den Straßenstrich.
Wir sind sehr froh darüber, das Thema der Zwangsuntersuchung in einem Medium wie der Wiener Zeitung aufwerfen zu können. Die Zwangsuntersuchung ist in Österreich eine Art Dogma, welches nicht angezweifelt werden darf. Anders ist es nicht zu erklären, warum in Österreich als einzigem europäischen Land noch an dieser rückständigen, menschenrechtswidrigen Praxis festgehalten wird. Es gibt keinen einzigen Beweis für die Sinnhaftigkeit oder für einen Nutzen dieser Untersuchung. Es gibt ausschließlich Indizien für negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Sexarbeitenden und ihrer Kunden (Ayasch/Seiler 2019). Und jetzt, nach dem Lockdown, scheint die Schwelle der Zwangsuntersuchung als probates Mittel zu fungieren, den Sexarbeitenden den Zugang zu legaler Arbeit zu verwehren, indem sie einfach keinen Termin bekommen.
Wenn dieser Staat Vorschriften erlässt, unter denen er die Sexarbeit zulässt, sie als legale Arbeit konzeptioniert und dafür Steuern einhebt, dann muss er auch die Infrastruktur zur Verfügung stellen, die ein Erfüllen dieser Vorschriften ermöglicht. Dies ist in Österreich zur Zeit NICHT der Fall. Dieser Staat treibt Sexarbeitende damit in die Illegalität, erleichtert Ausbeutung, Erpressung, Zwang, “Schutz” durch “Beschützer”. Daher mittelfristig: Abschaffung der Zwangsuntersuchung und Einführung niederschwelliger, anonymer, freiwilliger Untersuchungsmöglichkeiten als vorrangiges Ziel. Zur Überbrückung bis dahin: Sofortige Arbeitserlaubnis für alle, die registriert sind, keine Strafen für den fehlenden Stempel!
Und hier nun der Artikel in der Wiener Zeitung, der ein gutes Schlaglicht auf die “Deckel”-Situation wirft, als PDF:
Und hier als Link zur Onlineausgabe:
Danke, Bernadette Krassay!! 🙂
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