Im Ausnahmezustand: Homeschooling und Hurenvernaderer
Es ist Sonntag, die erste Woche unter massiven Restriktionen ist geschafft. Ich muss sagen, es war leichter als ich befürchtet hatte. Von Montag bis Samstag habe ich mit den Kindern im Heimunterricht gearbeitet. Hierbei waren nur am Montag kleine Startschwierigkeiten zu spüren. Die Kinder waren natürlich erst mal hoch erfreut, dass sie nicht in die Schule müssen. Sie waren allerdings weniger erfreut, als ich ihnen mitteilte, dass wir nun zuhause jeden Tag lernen und üben würden. Aber auch das ging vorüber. Schon am zweiten Tag war der Heimunterricht relativ spannungsfrei. Und dann stellte sich immer mehr eine Art Normalität des Arbeitens zuhause ein. Ursprünglich wollte ich mit den Kindern früher aufstehen, um die normale Tagesstruktur aufrecht zu erhalten, aber das erwies sich dann als zu anstrengend. Wenn man eh schon unter Freiheitsbeschränkungen lebt, muss man sich das Leben ja nicht noch extra schwer machen, oder? Also ergab sich eine tägliche Arbeitszeit von ca. 10 bis 15 Uhr.
Für den Unterricht zuhause hab ich sogar ein altes Flipchart hervorgekramt, welches seit 2018 in der hintersten Ecke des Wintergartens verstaubte. Das hatte ich bestellt, weil ich damals, als ich noch an der Hochschule arbeitete, dachte, ich würde es zur Visualisierung von irgendwelchen Zusammenhängen eines Forschungsprojekts verwenden. Jetzt steht es da, vollgeschrieben mit mehr oder weniger sinnvollen Sätzen, in denen ein Zweit- und ein Viertklässler Satzglieder, Fälle und Wortarten bestimmen. Ich suche immer Aufgaben, die sie – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – gemeinsam bearbeiten können. Den Zweitklässler erfüllt es mit Stolz, dass er die Tunwörter bestimmen kann, damit der Viertklässler dann ergänzt, welches davon das Prädikat ist. Es tut gut, dass die Schule mit uns virtuell Kontakt hält, man Unterrichtsmaterial herunterladen und Fertiges den LehrerInnen zur Ansicht schicken kann. Wobei eine Lehrerin es aus meiner Sicht etwas übertreibt mit Arbeitsaufträgen – aber ok, auch dieses Gefühl vermittelt eine Art Normalität, und ich glaube, alles was Normalität vermittelt, ist im Moment gut: „Eh klar, DIE schon wieder! Die deckt uns natürlich schon wieder ein mit Aufgaben!“ Ein fast tröstlicher Ärger. ?
Zwischendurch jage ich die Kinder dann immer mal wieder eine Stunde raus in den Garten. Die ruhende Baustelle draußen im Garten fängt an, frühlingshaft von zartem Gras überwuchert zu werden. Auf der Mischmaschine sonnt sich eine unserer vier Katzen und blinzelt mich faul an. Dieser Garten hat nun etwas Apokalyptisches. Ich setze mich auf einen Stapel Ziegel und versuche, ein paar warme Sonnenstrahlen einzufangen. Die Katze legt sich zu meinen Füßen in den Baustellensand und schnurrt. Die Kinder lärmen auf der anderen Seite des Hauses im Trampolin. Sie spielen „Popcorn“: Einer legt sich hin und macht sich klein. Die anderen hüpfen dann synchron. Dadurch beginnt der sich Kleinmachende wie Popcorn in einer Pfanne zu hüpfen. Den Kleinsten hebt es dabei aber so aus, dass es ihm nicht mehr gefällt. Die anderen beiden lachen. Der Kleine fühlt sich ausgelacht und wird wütend. Soll ich aufstehen und mich einmischen? Nein, das schaffen sie ohne mich. Streit, Zornestränen, Lachen, Schmollen, Versöhnen. Normalität. Das ist gut so. Wir leben.
Wir sind also in der ersten Woche ganz gut zurechtgekommen. Für mich ist es vergleichbar mit jenen Zeiten, als ich in Karenz war. Wenn man drei Kleinkinder hat, darunter einen Säugling, verlässt man das Haus auch kaum. Man sieht zu, dass man schnell wieder zurück ist, sollte ein Einkauf notwendig geworden sein. Hin und wieder ein sorgfältig vorbereiteter Spaziergang. Man ist eingedeckt mit Hausarbeit. Jetzt, wenn der Heimunterricht sich dem Ende zu neigt, sollte eigentlich schon ein Essen fertig sein. Während die Kinder im Garten sind, sehe ich also zu, dass dieses schnell fertig wird. Dann dürfen sie computerspielen, während ich die Küche aufräume und putze. Als nächstes piepst auch schon wieder der Trockner im Keller: Wäsche machen! Und im Vorraum sollte ich den Sand wegsaugen, den die Kinder natürlich an den Schuhen von der verwaisten Gartenbaustelle hereintragen.
Also langweilig wird mir nicht. Ich kann nicht behaupten, dass ich durch die Ausgangsbeschränkungen plötzlich mehr Zeit hätte – ganz im Gegenteil. Ich bin vollständig zurückgeworfen auf meine Rolle als Haushaltsmanagerin für eine 5köpfige Familie, nur diesmal sogar inklusive Unterrichtsverpflichtung. Für mich ist es eine Anreicherung meines Alltags mit Aufgaben. Da mein Mann nach wie vor arbeitet, mir meine Tätigkeit als Escort jedoch durch die Ausgangsbeschränkung nicht mehr möglich ist, ist es für mich selbstverständlich, dass ich zuhause sämtliche Arbeiten übernehme. Ich frage mich, in wie vielen Haushalten und Partnerschaften das nun ähnlich ist. Droht uns ein Rollback in traditionelle Zeiten? Oder sind das jetzt Luxusgedanken?
Auch einige andere Dinge beobachtete ich in letzter Zeit mir Sorge. So etwa das unreflektierte Bashing sämtlicher einschlägiger Angebote, die Stunden nach Inkrafttreten der Krisenverordnungen noch online beworben worden waren oder teilweise jetzt noch online sind. Da war in diversen Freierforen die Rede davon, dass die User dort „Listen“ anlegen würden, um diejenigen anzuprangern, die nicht SOFORT offline gehen (wobei die Interpretation dessen, welche Reaktionszeit noch als „sofort“ gelten kann, natürlich jenen Scharfrichtern obliegt). Dabei haben sie keine Ahnung davon, dass Werbung oft für Monate im Voraus gebucht und gezahlt wird. Eine wahre Blockwartmentalität griff und greift um sich. Überall überschlugen sie sich mit Postings und Verlinkungen, um zu beweisen, wen sie aller dabei erwischt hatten, noch online zu sein. Während alle anderen, die das Ende ihrer Tätigkeit und somit das Ende ihrer Einkünfte mit voller Wucht traf, sich erst mal orientieren und abwägen mussten, wie nun wohl am besten zu agieren sei, klopften die Blockwarte sich mit Inbrunst gegenseitig auf die Schulter und gründeten eine Art öffentlichen Hurenvernaderungsgeheimdienst. Keine Ahnung haben sie hierbei jedoch von den administrativen Hintergründen der meisten Werbeplattformen. Auf vielen Plattformen kann man die Inserate nicht selbst bearbeiten. Der Support ist zur Zeit oft nur eingeschränkt erreichbar. Von mir war auch noch ein paar Tage irgendwo ein Banner online – um Gottes WILLEN! Den hab ich komplett vergessen, da mir der sowieso nichts gebracht hat.
Die Blockwarte schrieben indes sogleich davon, dass sie „die Liste“ für jene Zeit in der Zukunft schreiben, wenn die Krise vorbei ist, um dann den gelisteten AnbieterInnen existenziell zu schaden. „Nie wieder sollen die Buchungen haben! Die sollen FÜR IMMER gemieden werden!“ Dass sie bestraft gehören, dass sie profitgeile MörderInnen sind, oder auch „dumm wie Dachschindeln“, all das durfte man lesen. Ich wartete schon darauf, wann wohl zum ersten Mal von Todesstrafe die Rede sein würde. Doch das dürfte ihnen dann doch zu heiß gewesen sein, auch wenn man zwischen ihren Zeilen spürte, dass ihnen genau das auf der Zunge lag.
In Wahrheit bedeuten die Restriktionen nun für viele KollegInnen das Aus. Und zwar das existenzielle Aus. Vielerorts wurden sie einfach auf die Straße gesetzt, da die Bordelle schließen mussten. Eine humanitäre Katastrophe eigentlich – doch eine stille Katastrophe, von der kaum jemand spricht. Weil es sich ja nur um Huren handelt. Bereits in den Tagen und Wochen vor den Schließungen war kein Geschäft mehr zu machen. Auch bei mir gingen die Buchungen massiv zurück, da immer weniger Geschäftsreisende nach Wien kamen, die meine Hauptzielgruppe ausmachen. Die einzigen, die in den Wochen vor der Krisenverordnung noch verdienten, waren die Betreiber der Puffs, die ja nach wie vor Mieten von den Damen kassierten, die ihrerseits jedoch keine Einnahmen mehr hatten. Nur um die Größenordnung zu verdeutlichen: In den Laufhäusern zahlt man pro Woche zwischen 500 und 1000 Euro. Ja, pro Woche, ich habe mich nicht verschrieben. Von einigen Sexworkern ist mir persönlich bekannt, dass sie rechtzeitig ihre Sachen packten, um nach Hause zb in Bulgarien/Rumänien zu kommen, da sie anwachsende und nie mehr zu deckende Mietschulden bei den Betreibern und Grenzschließungen befürchteten. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele die Ausreise dann nicht mehr geschafft haben und zwischendurch irgendwo gestrandet sind.
Zeitgleich war von Erpressungen zu hören: Männer, die AnbieterInnen unter Druck setzten: „Wenn du mir jetzt nicht billiger/gratis und/oder ohne Kondom zu Diensten bist – dann behaupte ich in den Foren, du arbeitest jetzt noch. Dann wirst du nie wieder ein Geschäft machen!“ Das Niederträchtigste, Feigste, wozu Menschen in der Lage sind, trat und tritt in diesen Tagen zutage. Das boshafte Ausnutzen von Notlagen greift um sich. Und dazu noch in den Foren dieser feige, anonyme Mob, der es sich zur hehren Aufgabe gemacht hat, Polizei zu spielen und andere, die im Gegensatz zu ihnen identifizierbar sind, anzuprangern, weil sie ihre Werbung nicht „rechtzeitig“ gelöscht haben. Ich gehe davon aus, dass nicht wenige von jenen, die sich da jetzt zum Blockwart aufspielen, in Wahrheit verstimmt waren, weil sie selbst keinen Termin mehr bekommen haben. Warum sollten sie sich denn sonst mit solchem Enthusiasmus auf den einschlägigen Plattformen rumtreiben? Einzig aus der ehrenhaften Aufgabe heraus, Verstöße gegen die Krisenverordnung auszumachen? Rein aus Rechtschaffenheit? Dass ich nicht lache.
Viel ist von Solidarität zu lesen in diesen Tagen. Von sozialem Zusammenrücken bei physischer Distanz. Doch zwischen der großen Szene der Paysexnachfrage auf der einen Seite und dem Angebot auf der anderen ist davon wenig zu spüren. Ich frage mich, warum das reflexartig immer so sein muss – dass den Huren automatisch die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Es ist dabei völlig gleichgültig, worum es gerade geht. Sei es der moralische Verfall der Gesellschaft, der Ausbruch von Krankheiten – die Huren zu beschuldigen, war schon immer das Leichteste, da sich ja nie jemand auf deren Seite stellen kann, ohne in den Verdacht des Freierseins zu geraten. Egal wie sehr wir einerseits begehrt werden, wie tief man in die Tasche zu greifen bereit ist, um Zeit mit uns zu verbringen, wie glücklich wir unsere Kunden oft machen – sobald es eine Gelegenheit gibt, uns zu vernadern, wird sie ergriffen. Wenn Solidarität und Zusammenhalt fallen – dann zuallererst jene für uns. Sogenannte privilegierte Huren wie ich werden beschuldigt, das Elend der Zwangsprostitution kleinzureden. Auch wenn wir das gar nicht tun. Einzig unsere schiere Existenz scheint dazu schon auszureichen. Man lernt daraus: Wir sollen nicht existieren. Anstatt uns als Beispiel dafür anzuerkennen, wie Sexarbeit selbstbestimmt und gut funktionieren kann, jenseits von Zwangsstrukturen, werden wir als NutznießerInnen des Elends betrachtet. Das wäre vergleichbar damit, würde man argumentieren, alle glücklich verheirateten Frauen trügen Mitschuld an Gewalt in der Ehe und hätten Vorteile davon. Und Huren, die es nicht rechtzeitig geschafft haben, ihre Werbung zu löschen, oder die niemanden mehr beim Support erreicht haben, sind nun Mitschuld an der Verbreitung von Corona. „Dem darf man keinen Vorschub leisten“. Eine beschuldigende Art zu sprechen greift um sich. „Man muss ihnen sofort die Möglichkeit nehmen“. Dass aber nach der Schließung des kleinen Puffs an der Ecke, wo die Männer sich zu Billigstpreisen mit AO-Ficks vergnügt haben, ein schneller Blowjob trotz Ausgangsbeschränkung womöglich noch schnell das Ticket nach Hause finanziert hat – das wird nicht beachtet. Das wäre ja auch zu komplex. Und dass für so eine Begegnung zwei verantwortlich sind – zu kompliziert. Für die Kunden hat man dann ja immer die Ausrede parat: „die haben das Hirn in der Hose“. Die sind daher sowieso grundsätzlich von jedem Verdacht reingewaschen. Viel einfacher ist es, mit dem Finger auf „die Huren“ zu zeigen, und Listen zu erstellen, um ihnen zu schaden.
Ich bin froh, mich mit solchen Zeitgenossen nie abgegeben zu haben. Großteils aus den Billigbereichen kommen sie, jene die jetzt bashen, vernadern und Listen anlegen. Auch früher schon haben sie in ihren Freierforen nur selten schöne Worte für die Frauen gefunden, die sich um lächerliche Geldbeträge mit ihnen eingelassen haben oder einlassen mussten. Und jetzt ziehen sie über genau diese Frauen her, stellen sie an den öffentlichen Pranger, diese Frauen, die jetzt angesichts Corona um ihr materielles Überleben fürchten, obdachlos werden, nicht mehr nach Hause können. Ja, froh bin ich darüber, dass meine Kundenauslese offenbar so gut funktioniert, dass so jemand mir nicht über den Weg läuft. Froh bin ich, dass meine Menschenkenntnis schon in der Kontaktaufnahme ein perfekter Seismograph dafür ist, was wohl von einem Interessenten zu erwarten ist, wie die Begegnung sein wird. Diese Fähigkeit brachte ich zum Glück von Anfang an mit, sie ersparte mir mit Sicherheit vieles, was ich mir gar nicht vorstellen möchte, und ich habe sie im Verlauf der beiden Jahre, die ich nun aktiv bin, immer weiter perfektioniert.
Ja, ich suche mir meine Kunden immer gut aus. Ich habe die Sexarbeit zwar durchaus aus einer Not begonnen, diese Not war jedoch nicht finanzieller Natur, sondern es fehlte mir an dem, was mir auch jetzt in der Ausgangssperre wieder schmerzlich fehlt: Berührung, Begehren, gegenseitiges Verschlingen, das sich-Sehnen und das Befriedigen dieses Sehnens. Existenziell fehlte es mir daran. Ich dachte, ich gehe ein, ich verdorre, ich sterbe – wenn es mir nicht gelingt, davon ein weitaus größeres Ausmaß in mein Leben zu bringen, als jener einzelne Mann, mit dem ich mein Leben verbringe, mir geben kann. Ich habe gelernt zu respektieren, dass das, was er mir zu geben bereit und imstande ist, begrenzt ist. Im selben Moment, in dem ich dies wirklich verstehen und respektieren konnte, konnte ich auch mich selbst und meine Sehnsucht nach Körpern und Berührung wieder respektieren. Zum Glück fand ich dann die für mich wichtigste und schönste Entscheidung: Sexarbeiterin zu werden. Eine Frau kann bekommen, was sie will. Nur billig darf sie nicht sein. Verschenken darf sie sich nicht. Überall, wo die Nachfrage nach Billig- und Gratisficks herrscht, herrscht auch tiefste Verachtung den Frauen gegenüber. Genau das zeigt sich auch jetzt wieder bei all den Vernaderern, Hobbysheriffs und ihren Corona-Listen. Jeder Blick in Freierforen offenbart dieses Phänomen: Umso billiger die Angebote, umso derber und abwertender wird die Sprache, umso verachtender werden die Beschreibungen des Geschehens und der Körper, umso weniger Rechte an der Mitgestaltung der Begegnung wird den Frauen zugestanden. (Die einzige Ausnahme ist da noch am ehesten die Swingerszene, und auch dort nur, wenn Pärchen gemeinsam unterwegs sind – wenn also signalisiert wird, dass die Frau, die man hier gratis zur Verfügung hat, bereits jemandem “gehört”.) Will man als einzelne, freie Frau guten Sex ohne Verbindlichkeiten, hat man in dieser Gesellschaft nur eine Wahl: Man muss sich dafür bezahlen lassen. Und man muss sich gut dafür bezahlen lassen. Nur so bekommt man wirklich gute Datepartner, die einen auf Händen tragen.
Tja… aber die sind jetzt für mich mal vorerst unerreichbar, und dementspreched traurig bin ich. Das Schlimme an dieser Situation ist, dass man ihr Ende nicht absehen kann. Dauert es noch Wochen? Noch Monate? Man weiß es nicht. Ich vermisse die Dates. Ja, ich vermisse sie schmerzlich. Ich vermisse meine Stammkunden, die zu besuchen sich anfühlt, wie bei alten Freunden vorbeizuschauen. Ich vermisse die Dates mit Neukunden, vor denen ich oft richtig Lampenfieber habe. Ich vermisse das Herzklopfen, das mich befällt, wenn ich auf einem teppichweichen Hotelflur einer bestimmten Zimmernummer entgegenschwebe. Ich vermisse die Berührungen, die Küsse, die Umarmungen. Ich vermisse das erschöpfte gemeinsame Daliegen nach dem Orgasmus, die Stille danach, die mir heilig ist. Ich vermisse das tief zufriedene Nachhausefahren, nachdem ich einen Glücklichen selig in seinem Hotelzimmer zurücklasse. Das war mein Leben, das war mein Sinn. Ich liebe diese Arbeit, die derzeit nicht mehr möglich ist, weil die Welt stillsteht. Wann ich wieder glücklich sein und glückliche Momente geben darf? Ich weiß es nicht.
Eins weiß ich jedoch mit Gewissheit:
Dieser Zustand wird nicht ewig andauern. Diese absurde Situation wird vorübergehen. Die Beschränkung unserer persönlichen Freiheit wird eines Tages wieder der Vergangenheit angehören. Unsere Kinder werden ihren Kindern davon erzählen. Wir werden uns wiedersehen. Wir werden uns wieder umarmen, unbeschwert und innig. Wir werden uns küssen. Du und ich, wir werden eines Tages wieder den Atem des anderen am Ohr spüren, ganz nah, und ohne den peinigenden Gedanken, dass wir uns daran mit einer schrecklichen Krankheit anstecken könnten. Wir werden wieder wunderbare und schmutzige Dinge miteinander anstellen, auch wenn dies jetzt gerade kaum vorstellbar ist. Die Zukunft wird schöner sein, als dieser seltsame Alptraum, in dem wir uns jetzt befinden. Ich hoffe darauf, ich freue mich darauf.
Hallo Ronja, ich muss gleich gestehen, ich hab deinen Blog nur teilweise gelesen. Ich schau grad die Quarantäneausgabe von Willkommen Österreich und hab schon drei (durchaus leckere) GinTonic intus, vielleicht leidet meine Aufnahmefähigkeit auch darunter. Frag mich nur ob unter ersterem oder zweiterem…? Ich mag Deine Art zu schreiben. Ich bin auch mit meiner 5köpfigen Fam. in Hausarrest. Ich verstehe total Deine Situation. Auch wenn ich Mann und nicht Frau bin. Hatte mich schon 2x per sms als Matthias bei Dir gemeldet. Und sorry, ich hab den Kontakt nie realisiert… aber ich schau immer wieder nach Dir. Ob du noch da bist. Und irgendwie tut es gut zu lesen, dass es Dir und Euch soweit gut geht. Strange days these days… lg m.
Lieber unbekannter Matthias,
Danke dir für deine Worte. Ja, es sind seltsame Tage. Es freut mich, dass du immer mal wieder vorbeischaust. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute, viel Nachsicht mit den Unwägbarkeiten des nun dichteren Familienalltags und natürlich viel Gesundheit! Diese Situation hat ein Ablaufdatum. Vielleicht können wir in der Zukunft unsere Freiheit als das wertschätzen, was sie ist: unsere wichtigste Errungenschaft.
Von ganzem Herzen, Ronja aka Thorja
DANKE!
… für diesen Text
… für diesen Einblick in Deinen aktuellen Alltag
… für diese klaren Worte zu den Schäbigkeiten und charakterlichen Abgründen, die in Krisenzeiten besonders zu sehen sind.
Wünsche Dir und Deiner Familie Gesundheit und fröhliche Gelassenheit um auch die kommenden Tage gut zu überstehen
Liebe Grüße
Martin
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DANKE
… für diesen Text
… für diesen Einblick in Deinen aktuellen Alltag
… für diese klaren Worte zu den Schäbigkeiten und charakterlichen Abgründen, die in Krisenzeiten besonders zu sehen sind.
Wünsche Dir und Deiner Familie Gesundheit und fröhliche Gelassenheit um auch die kommenden Tage gut zu überstehen
Liebe Grüße
Martin
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Danke dir, lieber Martin! Das wünsche ich dir und den deinen ebenso. 🙂
was bedeutet “AO”?
anal ohne?
alles ohne gummi?
AO steht für “alles ohne” und meint Sex in jeder Form (vaginal, anal, oral) ohne Kondom. Es handelt sich dabei also um Hochrisikosexarbeit. In Deutschland ist die Bewerbung (und damit einhergehend natürlich auch die Durchführung von ungeschützten Dienstleistungen, Stichwort Kondompflicht) verboten. Bei uns nicht. Was ich für den besseren Weg halte. Denn immer, wenn etwas verboten und reglementiert wird, was von außen ohnehin nicht einsehbar ist, kann das nur auf die SexarbeiterInnen zurückfallen. Sobald im intimen, vertraulichen Rahmen bestimmte Handlungen vorgeschrieben oder verboten werden, ist IMMER die Sexarbeiterin diejenige, die dann wieder gestraft wird, die dann erpressbar wird (“Du machst es mir jetzt gratis, sonst sag ich, dass du ohne Gummi bläst”).
Ich bin auch gegen AO, weil ich es für gefährlich halte, aber ich bin auch für die Freiheit jeder Sexarbeiterin, ihr Angebot selbst zu gestalten. Ist eine Dame der Meinung, sie möchte das anbieten und sie hat das Risiko im Griff (viele haben sich hierzu ja ein Risikomanagement überlegt, verwenden Desinfektionsprays für den Schwanz etc) – dann muss sie das auch dürfen. Auch wenn es mir und anderen nicht passt. Der Staat sollte sich in intime Begegnungen nicht mit Reglementierungen einmischen.
Der bessere Weg ist Aufklärung über die Risiken, Harm Reduction, Thematisieren: wie bleibt man trotz AO maximal gesund? etc.
Die DienstleisterInnen sollen umfassend sachlich informiert sein und auf dieser Grundlage frei entscheiden, ob sie AO anbieten oder nicht. Wir brauchen keinen paternalistischen Fingerzeig des Staates, der uns bis unter die Bettdecke schaut.
LG