Die Methoden der “Feministinnen” im Kampf gegen uns S.worker


Liebe Leser:innen,

Gerade erreicht mich die Nachricht, was unsere deutsche Kolleg:in Ruby Rebelde am eigenen Leib erlebt. Ruby wird aufgrund ihrer sexworkpolitischen Arbeit derzeit massiv von Organisationen und mächtigen Einzelpersonen angegriffen, die sich als Feministinnen bezeichnen und für die Einführung des sog. Nordischen Modells (Kund:innenkriminalisierung, auch als Sexkaufverbot bezeichnet) eintreten.

Ruby hat das Konzept der Sexarbeitsfeindlichkeit entwickelt, um diese besondere Form der Diskriminierung analytisch besser fassen zu können. Anhand einiger Beispiele zeigt Ruby ausführlich und eindrücklich, wie sexarbeitsfeindliche Akteur:innen Verschwörungserzählungen über Sexarbeit gezielt in Umlauf bringen, um uns im Kampf um unsere Rechte und mehr gesellschaftliche Akzeptanz gezielt zu schaden. Dazu gehört zB die “Lobby”-Erzählung: Es gebe eine Prostitutionslobby, die zum Schaden von Sexworkern ihre eigenen Interessen durchsetze. Das erinnert mich an ein Gespräch mit einer bekannten Gewerkschafterin auf Facebook, die mich dort öffentlich als “Kapofrau” bezeichnete und tatsächlich meinte: “Eine Sexarbeiterin, die öffentlich schreibt, ist Teil der Zuhälterlobby”.

Sehr einfach: Damit muss sie einer Sexarbeiterin nie wieder zuhören. Wie feministisch… 🙄. Wir werden mit solchen Verschwörungserzählungen massiv gesilenced und unsere Interessen werden damit delegitimiert. Doch nicht nur das. Wir Sexworker, die diese “Feministinnen” ja ach so sehr retten wollen, werden damit auch als Verbrecher:innen hingestellt (Nähe zu Zuhälterei etc.).

Das betrifft auch immer mehr Journalist:innen, die unvoreingenommen über Sexarbeit und die politische Arbeit dahinter informieren. So geschehen beim anlässlich des Welthurentags erschienenen Artikel im Momentmagazin, an dem unsere Kollegin Christine Nagl vom Projekt PiA mitarbeitete: 

https://www.moment.at/story/welthurentag-sexarbeit-oesterreich

Das Moment-Magazin musste die Kommentarfunktion auf Insta deaktivieren, da ein wahrer Shitstorm seitens sexarbeitsfeindlicher Gruppierungen über den Beitrag hereinbrach. Es wurden der Journalistin und dem Magazin Straftaten unterstellt, etwa wissentlich Menschenhandel und Zuhälterei zu fördern.  Auch ich schalte bei meinen Instaposts mittlerweile die Kommentare aus, da ich mir all die Beleidigungen und Beschuldigungen von sexarbeitsfeindlicher Seite nicht mehr antue. 

Auf diese Form der “Argumentation” weist Ruby unter anderem hin. Ruby untersucht die Desinformation, die hier gezielt zur Anwendung kommt und wird dafür jetzt als Privatperson von den sexworkfeindlichen Organisationen EMMA, Sisters eV und dem Netzwerk Ella mittels Abmahnung und strafbewehrter Unterlassungsaufforderung angegriffen. Das soll Ruby und andere sexarbeitspolitisch Aktive einschüchtern und mundtot machen. Man bezeichnet dieses Vorgehen zur Unterdrückung unbequemer Kritik auch als SLAPP

Strategic Lawsuit Against Public Participation 

Ruby setzt sich nun juristisch zur Wehr. Um ihr zu helfen, die Anwaltskosten zu decken, könnt ihr an ihrem Crowdfunding teilnehmen. 

Bitte teilt diese Information und bleibt aufmerksam für Desinformation über uns und unsere Arbeit. Hier geht’s zu Rubys Stellungnahme und weiteren Infos zu den Geschehnissen:

Auf Rubys Website

Auf Rubys Twitter 

Auf Rubys Insta

Und bitte nehmt Teil an Rubys Vortrag am 12.06.23 bei uns in Wien: 

Passen wir gemeinsam auf, dass diese Veranstaltung für uns Sexworker und die Vortragende ein sicherer Raum bleibt. ❤️

Ein paar abschließende Gedanken: Feminismus, der Sexarbeit bekämpft, negiert die Lebensrealitäten von Frauen, zu denen nun mal auch Sexarbeit gehört, bevormundet uns, spricht uns jegliche Entscheidungsfähigkeit ab, viktimisiert uns einseitig. Viel schlimmer ist jedoch noch: Aus der Sicht dieser Art des Feminismus wird jede Sexarbeiterin, die entgegen der Bevormundung in der Sexarbeit bleibt, zur Täterin und zur Kriminellen. Ich denke, genau dies ist der Grund des Hasses gegen uns. Wir werden aus dieser Perspektive zur Ursache aller Symptome des Patriarchats, und erscheinen daher hassens- und bekämpfenswert. Wir Huren sind jedoch nicht Schuld am Patriarchat. Wir versuchen uns, darin einzurichten (wie alle möglichen anderen als “weiblich” gelesene Berufsgruppen, Kindergärtnerinnen, Hausfrauen, Pflegerinnen etc) und leisten durch widerständige Formen des Lebens von Sexualität auch einen Beitrag zu dessen Überwindung. 

(Beitragsbild SLAPP von Ruby Rebelde).

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