Beim neuen Prostitutionsgesetz…
…wurde wieder mal nur über uns anstatt mit uns geredet. Das neue Gesetz tritt in Kürze in Kraft und bringt gegenüber dem alten Gesetz aus dem Jahr 2011 einige Verschlimmbesserungen mit sich. Dass NGOs miteinbezogen worden seien, ist eine glatte Lüge von Rot/Pink. Es war ein Initiativantrag ohne Begutachtungsmöglichkeit, mit dem Ziel, Exekutiv- und Verwaltungsinteressen zu unterstützen. Sexworkerinteressen oder deren Arbeitsbedingungen werden weiterhin ignoriert.
Christine Nagl von Sexworker.at und Renate Blum von LEFÖ bringen dies in der Wien Heute Sendung vom 06.02.23 mit 1,26 Mio ZuseherInnen auf den Punkt:
In all der gebotenen Kürze des Beitrags weisen die beiden darauf hin, dass das neue Gesetz neue Repressionen und Kontrollen mit sich bringt, anstatt mehr Diversität in der Sexarbeit zu ermöglichen.
Als wichtigste Botschaft konnte jedoch deponiert werden, dass es die weltweit nur noch in Österreich existierende Pflichtuntersuchung für Sexworker ist, die bei uns eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach unsafe Praktiken überhaupt erst entstehen lässt (täglich in Freierforen nachzulesen).
Dieses verstaubte Relikt aus der Monarchie endlich in eine zeitgemäße, niederschwellig zugängliche, freiwillige Untersuchungsmöglichkeit für alle sexuell Aktiven zu überführen und allen Beteiligten das ihnen gebührende Maß an Verantwortung zu übertragen, anstatt allein Sexworker damit zu traktieren und damit das Hurenstigma zu affirmieren – das wäre sinnvoll. Doch stattdessen wird das Problem, das man dadurch schafft – die überbordende Unsafe-Nachfrage – durch neue Repression gegen Sexworker versucht zu lösen. 🤦♀️ Ein wunderschönes Beispiel für Regulierungseskalation nach Helga Amesberger.
Was das Werbeverbot für Unsafe mit sich bringt, wird die Praxis zeigen. Bisher weiß niemand, was alles als “Werbung”, geschweige denn als “unsafe” gilt. Nur AO in Inseraten, oder etwa auch Bilder von Zungenküssen oder Oralverkehr? Was ist mit Natursekt? Können alle Dominas nun ihre Werbung für NS-Spielereien einpacken? Cunnilingus? Fellatio? Was ist mit den wohl tausenden Bildern und Videos von unsafem Sex zwischen mir und meinem Mann, die ich im Membersbereich für zahlende User kostenpflichtig zur Verfügung stelle, und als Vorschau auch allgemein zeige? Ist das nun automatisch Werbung, nur weil es auf einer Escortseite vorkommt? Muss ich mich jetzt rechtfertigen?
Es geschieht wie so oft wieder, dass sich in diesem ohnehin schon so vulnerablen Bereich massive Rechtsunsicherheit und die Gefahr von Willkür durch Exekutive verstärken. Das gehört mit zu den Hauptproblemen in der Sexarbeit überhaupt. Darauf hätten wir gerne hingewiesen.
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