Wildling
Hmm… Naja… Hat man die ersten 15 Minuten hinter sich gebracht, meint man, eine vielleicht etwas naive transatlantische Interpretation des Priklopil-/Fritzl-Themas erwischt zu haben. Ein Mann und ein Mädchen. In einer Waldhütte. Das Mädchen darf nicht hinaus.
Der Mann erzählt Lügen über das „Draußen“. Da draußen lebten „Wildlinge“, die Kinder fressen. Daher darf das Mädchen nie, nie, niemals hinaus. Es ist für sie ganz normal, dass sie nur im Haus sein darf. Nur in ihrem Zimmer, um genau zu sein. Der Mann verabreicht ihr Medikamente, damit sie körperlich nicht reift. Man befürchtet die ganze Zeit, dass man nun bald Zeuge von voyeuristisch angedeuteten Missbrauchsszenen wird.
Doch es kommt anders: Das Mädchen wird krank. So krank, dass es beinahe stirbt. Der Mann interpretiert dies als sein Versagen und möchte sich das Leben neben, doch der Suizidversuch schlägt fehl. Daraufhin kommt das Mädchen frei. An dieser Stelle wird der Film interessant. Jetzt geht es um Fragen wie: Warum? Woher? Wer sind ihre Eltern? Was ist passiert? Wurde sie geraubt? Liv Tyler glänzt als Sheriff Cooper und als Milf mit Mut zu Falten. Während diese Fragen in durchaus spannender Krimimanier erörtert werden, steigt langsam ein anderer Verdacht auf…: Das Mädchen ist selbst irgendwie anders, irgendwie seltsam. Kann es sein, dass sie selbst ein „Wildling“ ist, der vor der Welt versteckt wurde, um gerettet zu werden?
Tja, DAS wäre jetzt ein wirklich spannendes Motiv, eine coole Wendung der Geschichte. Aber leider nutzt der Film dieses Potential nicht. (Achtung – es folgt ein Spoiler – wer´s nicht wissen will, sollte an dieser Stelle nicht weiterlesen!) Stattdessen verkommt der Film zur platten Teenie-Werwolf-Fantasy-Geschichte. Die Handlung ist dann mit einem mal SOWAS von platt, dass man es gar nicht glauben kann. Man schaut den Film trotzdem weiter, einfach weil man sich denkt: „Nein, das gibt’s jetzt bitte nicht… die meinen das bestimmt anders! Die KÖNNEN das nur anders meinen! “ Aber leider – sie meinen es nicht anders. Und alles, was folgt, ist so vorhersehbar und kitschig und – sorry – deppert, dass man richtig, richtig beleidigt ist und man sich für die gestohlene Zeit grämt.
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